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Ambulante Pflege in Niedersachsen bleibt weiter ein Pflegefall

Die Pflegesituation soll sich ändern und auch in Niedersachsen hat man sich bei der Refinanzierung von Tariflöhnen in der Pflege auf den letzten Metern geeinigt. Ob das nun wirklich der große Wurf ist? Ich bin mir da nicht ganz sicher! Wie bereits dargestellt, geht es in der Einigung nur um den Teilbereich der Pflegeversicherung. Was die Vergütung der medizinischen Leistungen (Krankenversicherung) angeht, ist bisher überhaupt nichts passiert. Da gelten zunächst die alten Preise weiter und die sind gelinde formuliert grottenschlecht und liegen deutlich unter den Vergütungen, die die Pflegeversicherung für Leistungen von Hilfskräften bezahlt.

Nun haben wir unsere Hausaufgaben in Sachen Kalkulation gemacht und das Ergebnis offenbart eine lachendes und ein weinendes Auge.

Die Löhne in der Pflege steigen merklich und das freut uns natürlich. Die andere Seite ist die der Refinanzierung und hier sieht es nicht so rosig aus, denn so wie es sich jetzt darstellt, ist die Refinanzierung nicht vollständig gegeben. Konkret für unseren Dienst bedeutet dies, dass wir auf das Jahr gerechnet einen Fehlbetrag von gut 36.000 € haben werden, der eben nicht durch die Pflegeversicherung refinanziert ist. Dieser Betrag ist derzeit noch nicht durch die kommende Vergütungssteigerung im Bereich der Krankenversicherungsleistung bereinigt. Aber wie in der Vergangenheit erwarten wir hier auch keine Wunder. Mit anderen Worten: Wir als Pflegedienst werden für die Differenz aus eigener Tasche aufkommen müssen. Und da die Preise für Pflegeleistungen stärker steigen wie die Sachleistungsbezüge aus der Pflegeversicherung, werden auch die Pflegebedürftigen zur Kasse gebeten. Entweder bekommen sie weniger Pflegeleistungen oder haben einen höheren Eigenanteil zu zahlen. Alleine der Anteil der Fahrtkosten wird sich bei nur einem Besuch pro Tag auf 12 – 28 % der Sachleistungsbezüge summieren.

Hinzu kommen jetzt noch folgende Randerscheinungen mit jedoch nachhaltigen Auswirkungen. Da werden in der Kalkulation der Pflegeversicherung ausgebildete / examinierte Fachkräfte mit lediglich max. 30 % berücksichtigt. Das monetäre Ergebnis zeigt sich oben in der finanziellen Unterdeckung. Und was noch viel schlimmer ist: Am Ende merkt es der Patient. Der Ruf nach der qualifizierten Krankenschwester oder Altenpflegerin mit Examen läuft häufiger ins leere. Das Finanzierungssystem setzt bewusst auf Hilfskräfte und darauf sollte sich der Pflegekunde einstellen. Würden wir an unserem vor Jahren gesetzten Qualitätsstandard einer hohen Fachkraftquote festhalten, wäre die Insolvenz eine mögliche Folge. In jedem Fall würde das Betriebsergebnis so ausfallen, dass man darüber nachdenken sollte den Laden zu schließen um vielleicht einer geregelten Arbeit bei einer Krankenkasse nachzugehen. Nun ganz so schlimm ist es nicht, schließlich ist uns da die allgemeine Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt für Fachkräfte entgegen gekommen. Fachkraftstellen konnten mangels Bewerber nicht wieder besetzt werden, so dass wir, wie auch viele unserer Kollegen über deutlich weniger Fachkräfte verfügen. Und dies merkt der Kunde immer dann, wenn qualifizierte Hilfen benötigt werden und sich kein Pflegedienst findet, der diesen Bedarf decken kann.